Nachdem wir mit dem Schnorcheln einigermassen vertraut sind, können wir gar nicht mehr genug davon bekommen. Ich habe von Arri eine neue Schnorchelmaske erhalten die übers komplette Gesicht geht. Sieht bescheuert aus, funktioniert aber besser als die vorherige. Ich könnte mich ewig im Wasser aufhalten. So vergehen die Tage. Wir lassen sie dahinfließen und merken, wie wir immer mehr entspannen.
Wir haben um zwei weitere Tage an diesem Ort verlängert, in denen wir uns einfach treiben lassen wollen.
Eine Deutsche ist nebenan eingezogen. Sie sagt, sie hat 30 Jahre in Bali gelebt, bevor sie nach Deutschland zurückgekehrt ist.
Sie kennt alle Strände und dieser sei der schönste von ganz Bali.
Wir sind Glückskinder, wie es scheint.
Wir probieren die balinesische Küche in verschiedenen kleinen Warungs aus, spazieren einen Kilometer runter in die Stadt, um dort Besorgungen zu machen oder zu bummeln. Mal spazieren wir den Strand entlang, lassen uns massieren oder liegen im Schatten und schauen in den Himmel.
Unser letzter Abend in Amed ist gekommen und wir wollen den Berg Agung fotografieren. Wir machen dafür einen kleinen Schlenker in einen Hof um eine bessere Sicht auf den Berg zu haben. Wir entdecken dabei ein wunderschönes Restaurant auf einer Klippe, von wo man den Sonnenuntergang sieht. Dort beobachten wir das glühend rote Schauspiel und bedauern es, diesen wundervollen Platz erst heute entdeckt zu haben.
Wir gehen zurück und früh zu Bett, denn wir wollen am nächsten Tag zeitig auschecken und weiter fahren nach Sanur, denn der Abschied von Bali rückt näher.
Mitten in der Nacht schrecke ich auf. Es ist etwas über mich gelaufen.
Ich sitze senkrecht im Bett. In Sekunden wurschtele ich mich aus dem Himmelbett raus, um das Licht anzuschalten. Yürgen fragt verschlafen was los ist. Wie bitte? Etwas ist über mich gelaufen? In welcher Größenordnung befindet sich „etwas“? Ich antworte kükengroß, weil mir gerade nichts besseres einfällt und Küken niedlich sind.
Ich hätte da noch andere Tiere im Kopf, aber der Gedanke daran würde mir weniger gefallen. Wir schauen im und unter dem Bett nach. Nichts. Yürgen glaubt, ich habe geträumt und schläft weiter.
Es war so real, ich kann mir nicht vorstellen, es geträumt zu haben. Ich liege im Dunkeln und lausche. Da war doch was, ein Geräusch. Am Kopfkissen. Zack, hoch und Licht an. Nix. Spinne ich jetzt? Wieder Licht aus und hinlegen. Yürgen ist mittlerweile auch nicht mehr im Tiefschlaf und wälzt sich herum. Da, ein Rumoren, ich stupse Yürgen an, der es nun auch hört. „Das kommt von draussen.“ sagt er. Dann wird es lauter und deutlicher, dass es nicht von draussen kommt. Pfeilschnell wieder aus dem Bett und Licht an. Da sehe ich es gerade noch so hinter meinen Kulturbeutel flitzen. Zumindest den Schwanz.
Ratte? Maus?
Och nee, ich will die Nummer mit dem Küken.
Yürgen reißt heldenhaft den Kulturbeutel weg.
Die Maus flitzt nun hinter den Mini-Kühlschrank, der auf einem kleinen Schrank steht. Also Balkontüre weit auf und die Jagd beginnt.
Wir rücken das Schränkchen ab, hinter dem wir die Maus vermuten. Nichts mehr zu sehen. Wie kann das sein? Wir leuchten drunter. Nichts. Ist sie schon rausgelaufen? Sie ist verschwunden.
Leider nur so lange, bis das Licht aus ist und wir wieder im Bett liegen.
Das gibts doch nicht.
Das Spielchen treibt sie mehrfach. Jedesmal rettet sich hinter das selbe Schränkchen und ist nicht aufzufinden.
Wir rücken die Kommode komplett ab und drehen sie. Dabei würde eine Maus doch weglaufen? Da sehe ich ein paar dunkle Augen im hinteren Innenleben zwischen den Kabeln des Kühlschranks herausleuchten. So wird das nix.
Yürgen beschließt kurzerhand den Kühlschrank vom Strom zu trennen und wir schieben die Kommode mit samt dem Mini-Cooler draussen auf die Terrasse.
So, jetzt ist Ruhe, gute Nacht.
(*Hihi, ich hätte gerne die Gesichter der Angestellten beim Anblick des aushäusigen Mobiliars gesehen, die am frühen Morgen bereits vor unserer Türe kehren)
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