Heute stehen wir viel früher auf als am Delphine Tag. Wir sind froh, überhaupt geschlafen zu haben. Um drei Uhr geht der Wecker und um halb vier steht unser Guide vor der Tür. Wir wollen auf den Mount Batur und wir gehen so früh, um von dort einen unvergesslichen Sonnenaufgang zu erleben. Wir sind nicht die Einzigen auf der Strecke. Juli, unser Guide, erklärt, es gebe drei verschiedene Trails. Der einfache Weg würde allerdings auch von Mopeds befahren, die die Weicheier unter den Bergsteigern nach oben bringen. Dann eine mittelschwere Strecke und eine schwere, aber schönere. Er traut uns letztere zu und auf geht es Richtung Dschungel. Dankbar begrüßen wir den Vollmond, der etwas zusätzliches Licht zu unseren Taschenlampen bietet. Aber vom Dschungel sehen wir natürlich nichts, nur, was vor unseren Füßen liegt.
Wir trotten müde bergauf, bis die Steigung steiler wird und Aufmerksamkeit fordert. Wir sind im Awareness-Stadium unseres Aufstiegs angekommen. Und auch der körperlichen Anforderung. Verschnaufpause.
Wir gehen recht vernünftig langsam. Juli erzählt, manchmal gebe es auch Wettbewerbe, bei denen sie den Berg hoch rennen. Jaja. Inzwischen ist auch der Sohn von Wayan, unserer Gastgeberin, zu uns gestoßen. Er stiefelt munter neben uns her, läuft mal ein Stück voraus und wartet dann grinsend. Er hat Ferien und nutzt die freie Zeit, sich bei den morgendlichen Aufstiegen mit dem Verkauf von Getränken ein zusätzliches Taschengeld zu verdienen. Cleverer Bursche. Möchte ich mal einen 15jährigen Jungen in D sehen, der in den Ferien um halb vier in der Nacht los geht, 700 Höhenmeter erklimmt, um ein paar Euro zu ergattern.
Allmählich wird es steiler, wir klettern durch Felsen, hin und wieder muss Juli auch mal seine Hand reichen. Aber wir haben schon über die Hälfte hinter uns, sind eine Stunde unterwegs und Juli meint, wir könnten in einer halben Stunde oben sein. Psychologie.
Tatsächlich sind wir auch in der geschätzten Zeit an einem Platz, wo um die 50 Menschen warm eingepackt auf Bänken Richtung Sonnenaufgang blickend diesem harren. Aber Juli will mit uns weiter hoch, bis auf den Gipfel. Dort gibt es Löcher, aus denen heißer Dampf austritt. In denen will er unsere Frühstückseier kochen. Nun gut, dann eben weiter. Es wird auch uns kalt, wir haben anfangs schwitzend die Pullis ausgezogen, nun sind sie wieder gefragt und bitte die Regenjacke auch.
Endlich sitzen wir in einer einfachen Gipfelhütte - müde, erschöpft, frierend, hungrig. Es zeichnet sich ab, dass es nichts wird mit Sonnenaufgang. Wir sitzen in einer einfachen Gipfelhütte in den Wolken.
Zumindest bekommen wir im Vulkandampf gekochte Eier, einen heißen Kaffee und Toastbrot mit Banane.
Wir sind dankbar und glücklich, obwohl wir dafür bezahlt haben nicht auszuschlafen, uns durch Dschungel und Felsen zu quälen, nicht in den Krater schauen zu können, keinen unvergesslichen Sonnenaufgang zu bekommen, aber Kaffee und Toastbrot mit Banane statt Pancake.
Anscheinend hat es sich das mit dem Toastbrot bei den Bergaffen rumgesprochen, denn einige sitzen auf dem Kraterrand und lassen sich mit dem Papp füttern.
Obwohl Juli uns immer wieder vertröstet, es könne in fünfzehn Minuten aufklaren und dann hätten wir die Sonne und den Blick in die Caldera und auf den See, möchte ich absteigen. Ich glaube nicht daran und so ist es auch. Wir gehen den einfachen Weg bergab, ständig von Mopeds zum Ausweichen genötigt. Zumindest ist es jetzt hell und wir sehen unsere Umgebung. Es gibt Kiefern, ähnlich wie auf den Kanaren, aber auch Bananen, Palmen, Jackfruit, Bambus… später frei laufenden Hühner wie auf den Kanaren. Es gibt hier vieles, was es auch auf den Kanaren gibt, aber im Großen und Ganzen ist es hier alles ein wenig üppiger, um es mal so zu sagen.
Wir sind froh, bald wieder im Bintang House zu sein und weiter schlafen zu können. Gute Nacht.
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