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Lovina - die Straße

Nach der gestrigen Tempelrunde entscheiden wir, heute auszuspannen. Es ist der letzte Tag in Lovina Beach und eigentlich haben wir von dem Ort selbst nicht viel gesehen. Eigentlich kenne wir nur die Straße in der wir wohnen. Das wollen wir am nachmittag ändern. Somit verbringen wir, nach einem weiteren wirklich phantastischen morgendlichen Frühstücks-Bananapancake mit einer Schale frischem Obst und einem starken Kaffee den Vormittag erst mal am Pool. Das Haus hat nur 4 Zimmer und wir scheinen die einzigen Gäste zu sein. Überhaupt ist nach der Frühstückszubereitung kein Service oder Hausherr mehr in Sicht. Wir sind dort ganz für uns. Genießen die Sonne und schwimmen im Pool. 

Natürlich arbeiten wir auch. Das Tagebuch schreibt sich nicht von selbst, auch die Familie und die Freunde wollen mit Fotos versorgt sein.

Die Tage sind so angefüllt mit Erlebnissen, dass wir schon nicht mehr wissen, wo wir vor 2 Tagen waren, nicht mehr wissen welcher Wochentag ist und unsere Abenteuer nicht mehr den Stationen zuordnen können. Darum versuchen wir das Tagebuch immer zügig aufzuarbeiten, auch wenn es Zeit in Anspruch nimmt, machen wir es gerne.

 

Als wir alles erledigt haben, ziehen wir los in den Ort. Ich habe das Gefühl, wir kennen in dieser Stadt bereits mehr Menschen als Straßen und das nach 3 Tagen Aufenthalt. Aber alle paar Meter kommt ein freudiges Hallo aus einem Shop oder einem Restaurant. Die Balinesen sind unglaublich kontaktfreudig. Wir gehen an unserem Reisebüro vorbei und gleich kommt Monking herausgelaufen und fragt, wie es uns geht und wie die Tour gestern war, die wir bei ihm buchten. Es entwickelt sich ein längeres Gespräch. Als wir gerade weiter gehen wollen, kommt unser Fahrer Gede um die Ecke und wir quatschen ein bisschen. Plötzlich kommt ein Hallo von rechts. Es ist Michael, der politisch versierte Muschelketten-Künstler. Es bleibt nicht beim Hallo. Wir gehen irgendwann weiter, da fährt eine Frau auf einem Mofa direkt auf mich zu und hupt wie wild. Was will die denn? Die Fahrerin hält an und ich erkenne, es ist die Frau von der Wäscherei. Sie hat die Tüte, die ich am morgen bei ihr abgegeben habe dabei und mich wiedererkannt. Ob ich die Wäsche gerade mitnehmen will. Nee, ich bin unterwegs, hole sie später bei ihr im Laden ab. Alles klar. Zwei Häuser weiter kommt der Restaurantbesitzer gerade heraus. Wir aßen am ersten Abend dort. Er freut sich uns zu sehen und will wissen, was wir heute für Pläne haben.

So geht es weiter. Man trifft die Köchin, den Jungen, der im Lokal Armbänder verkauft und Bintang heißt, wie das hiesige Bier, was auf deutsch Stern bedeutet wie er uns erklärte.

Wir haben es irgendwann aus der einzigen, uns bekannten Strasse in Lovina Beach heraus auf die Hauptstrasse geschafft. 

Verkehr, Lärm, Chaos.

Wir brauchen ein paar Drogerieartikel, ein neues Ladekabel fürs Handy und möchten Geld wechseln. Die Wechselstube hat zu. Ist vielleicht Sonntag? Wir wissen es nicht. Wir klappern etliche Drogerien ab, bis wir haben was wir wollten, da spüre ich Tropfen auf der Haut. Ich sage Yürgen, dass es zu regnen beginnt. Nein, meint er, es tropft was vom Dach. Ich sage, schau doch auf der Straße, da sind auch Tropfen. Nein, doch nicht nur hier auf dem kleinen Stück, sagt er noch und im nächsten Moment prasselt es auf uns nieder. Die Straßen sind sofort voller riesiger Pfützen, denn das Wasser kann so schnell nicht ablaufen.

Wir können uns gerade noch in einer Mopedwerkstatt notdürftig unterstellen. Man bietet uns sofort Hocker zum Sitzen an und es wundert mich mittlerweile nicht mehr, sofort und überall neue Bekanntschaften zu schließen. 

Als der Regen nachläßt, gehen wir nass bis auf die Unterhose nach Hause. Unterwegs spreche ich noch mit der Masseurin von gegenüber und mache einen Termin bei ihr für nachher aus. Yürgen holt derweil die Wäsche ab. 2kg für 2 Euro. Gewaschen, gebügelt und gelegt zurück. (*Kann ich dir bitte meine Wäsche von Teneriffa zukünftig auch weiterhin bringen?)

Am Abend gehen wir dann in unserer Straße essen. Die Besitzerin ist ebenfalls sehr aufgeschlossen und erzählt von sich. Sie war als junge Frau traditionelle indonesische Tänzerin und trat damit auf. Auch die Trommel kann sie spielen, was sie heute noch macht. Sie blüht im Gespräch auf und begeistert sich dabei für ihr Hobby. Als sie aufsteht und ein bisschen was vortanzt, wirkt sie mit einem Mal 20 Jahre jünger. Sie rollt mit den Augen und wackelt mit dem Kopf, verdreht ihre Finger. Wir freuen uns. Ihre Leidenschaft und Lebensfreude sind ansteckend. 

Das Essen, das sie schließlich zaubert, ist phantastisch. Es ist eine Art Gulasch auf asiatisch. Sie setzt sich zu uns und erklärt mir die Zubereitungsart und welche Gewürze sie benutzt. Am Ende des Abends überredet sie uns noch Arrak mit ihr zu probieren. Den hatten wir bereits versucht. Pur und einmal mit Honig und Limone - beide Versionen haben wir zurückgehen lassen. Es roch nach Kleber mit Terpentin und schmeckte auch so. Sie klärte uns auf, dass viele Balinesen ihn selbst brauen und keine Lizenz dafür haben, somit weiß man nicht was drin ist. Diesen sollen wir bitte nicht trinken.

Das erklärt natürlich das Gesöff welches wir bekommen hatten! 

Sie holte eine Flasche und lässt uns erst riechen und dann kosten. Was soll ich sagen? Lecker, ein bisschen wie Gin Tonic vielleicht? 

Wir trinken und lachen zusammen, dann wackeln wir erfüllt und ein bisschen verliebt in die immer freundliche, lebensfrohe Art der Menschen auf Bali in unser Hotel in unserer Strasse zurück. 


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